filmfestival

42. Internationales Frauen Film Fest

Bis 06. April 2025 ● Dortmund ● Schauburg Dortmund

»Sehen lernen und verlernen − Film dekolonisieren« ist der FOKUS der Festivalausgaben 2025 & 2026. Quer durch die Filmgeschichte und über alle filmischen Längen und Formate hinweg bearbeiten wir im FOKUS virulente Diskurse. 2025 startet die Auseinandersetzung mit unseren Kolonialgeschichten und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein. Welche Bilder erzählen über Verbrechen des Kolonialismus und die damit verflochtenen rassistischen Strukturen, ohne sie zu reproduzieren? Können filmische Perspektiven eine Störpraxis sein auf dem Weg zu einer klärenden Diskussion über das koloniale Erbe? Wir zeigen und diskutieren empowernde Arbeiten aus 120 Jahren Filmgeschichte vom frühen Stummfilm bis zu aktuellen Produktionen. Und schmieden Allianzen mit transnationalen Akteur:innen. Sie dekonstruieren Bilder und Töne und dekolonisieren den weißen Blick im Kino.

Viele der Filme beschreiben Identitätssuchen. Wie die Auseinandersetzung mit der wenig bekannten Republik Transkei in dem Dokumentarfilm Militsuthando von Milisuthando Bongela. Die Transkei wurde formal 1976 als erstes Homeland für Schwarze in die volle Unabhängigkeit von Südafrika entlassen. Oder die Namensforschung von Sylvaine Dampierre im Dokumentarfilm Pays a l’envers. Sarah Maldorors Sambizanga aus dem Jahr 1972 ist der erste afrikanische Spielfilm einer Schwarzen Frau und ergänzt männlich dominierte Erzählungen über afrikanische Befreiungskämpfe um eine dezidiert weibliche Perspektive.

Eine ebensolche Wegbereiterin ist Julie Dash, die als erste Afroamerikanerin einen Spielfilm mit großem Filmstart in den US-Kinos hatte. Julie Dash ist Gast des Festivals und wird ihren Film Illusions persönlich präsentieren. Er wurde von der Library of Congress zum nationalen Kulturgut erklärt. Es ist die Geschichte einer Studioleiterin in Hollywood, die als Weiße gelesen wird und die entscheidet, die Singstimme eines weißen Hollywoodstars von einer Afroamerikanerin synchronisieren zu lassen.

Zentral ist außerdem die Auseinandersetzung mit Archiven. In mehreren Kurzfilmprogrammen loten Filmemacher:innen künstlerische Möglichkeiten aus, mit rassistischen Archivbildern aus der Kolonialzeit umzugehen. Indem sie sich mit den Abgebildeten solidarisieren, laden sie uns ein, diese Bilder zu hinterfragen.

Verschiedene Diskursformate ergänzen das Programm: Die Regisseurin Rosine Mbakam teilt in dem Workshop »A Personal Decolonization of the Gaze« ihre Erkenntnisse über die Machtstrukturen des weißen Blicks im Film. Das »Panel Koproduktionen« thematisiert die Frage, wie Koproduktionen zwischen deutschen und afrikanischen Partner:innen ausgewogen gestaltet werden können, um neue Inhalte und künstlerische Formen zu entwickeln? 

Die Installation »Ich muss mit Ihnen sprechen« von Kerstin Honeit zum Verhältnis von Synchronisation und Rassismus sowie der Spaziergang »Decolonize Dortmund – Entdecke Dortmunds Kolonialgeschichte!« komplettieren den FOKUS, der von Betty Schiel mit Kollaborateur:innen kuratiert wird.

Das Festival verstärkt die Programmierung des Fokus künftig, indem das jeweilige Thema über zwei Festivaleditionen bearbeitet wird. FOKUS: Sehen lernen und verlernen − Film dekolonisieren wird also 2026 in Köln fortgeführt.

frauenfilmfest.com

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. IFFF 2025 "Schwarze Früchte" Filmstill © Karla Melodie Simina

2. IFFF 2025 "Les deux visages dune Bamiléké femme" Filmstill © Rosine Mbakam

3. IFFF 2025 "Family Therapy" Filmstill © Sonja Prosenc

4. IFFF 2025 "Concerning my Daughter" Filmstill © Lee Mi-rang

5. IFFF 2025 "Die Möllner Briefe" Filmstill © Martina Priessner