ausstellung
Artist at Work
Bis 14. August 2025 ● Köln ● Kolumba Museum
»Ich spinne mich ganz ein in den großen Wunderkasten, den man die Welt nennt und hole mir die großen Formen herein in meinen eigenen Kasten.« So beschreibt der Maler und Zeichner Walter Ophey 1921 seine Arbeitsweise im ersten Heft der Zeitschrift Das Junge Rheinland. Was mag er mit dem »eigenen Kasten« gemeint haben? Seinen Kopf, als den Ort wo alle Wahrnehmung in der Erfahrung von Fühlen und Denken zusammenfließt, seinen Farbkreidekasten oder den Fotoapparat als Box, wenige Jahre vor Erfindung der Kleinbildkamera?
Eine Weltaneignung, die zur Äußerung wird, das ist Kunst in den meisten Fällen. Verallgemeinert könnte man sagen: Kunst ist Form gewordenes Spiel mit Inhalten. Sie ist Spiel, weil sie es sich leistet, nicht nach vorgegebenen Kriterien zu funktionieren, sondern ihre jeweils eigenen Regeln aufzustellen. Sie ist Form, weil nur über die Form eine Mitteilbarkeit von Inhalten zu erreichen ist. Um Form zu werden, ist sie auf Material angewiesen. Das kann alles sein, was unseren Sinnen zugänglich ist: Stoffe, Sprache, Klänge, Bewegung, Bilder… Doch bedeutet das keineswegs, dass wir Kunst nur über aktive Arbeit und ein im Wortsinn »begreifbares« Objekt definieren können.
»Ohne Faulheit keine Kunst«, schreibt Mladen Stilinovic in einem Manifest zur Faulheit, und auch wenn er in der Fotoserie, deren Titel wir als Ausstellungstitel gewählt haben, mit dem Klischee des armen Poeten spielt, gibt es zwischen Hyperaktivität und Müßiggang völlig unterschiedliche künstlerische Arbeitsweisen. Genau davon handelt die neue Inszenierung der eigenen Sammlung, die die Raumwirkung der Architektur besonders betont.
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Michael Kalmbach Der kleine Pinsel (Menschensuppe) 1993 – 2002 Gips, Draht, Modelliermasse, Hartfaserplatten, Metall, Kunststoffschnur, Haar (Detail) © Michael Kalmbach, Foto und © Kolumba, Köln
2. Inge Schmidt An der Wand 2003 – 2022, 18-teilige Wandarbeit, Holz, Rollenwellpappe, Schnur, Draht, Metallstreifen, Gips, Tannenzapfen, tlw. hell gefasst (Detail) Foto: Kolumba © VG Bild-Kunst, Bonn
3. Norbert Prangenberg Figur 1996, Ton, gebrannt und glasiert An der Wand
Norbert Prangenberg Ohne Titel (Werkzeichnungen), o. J., Pastellkreide auf Transparent- und Kraftpapier
Foto: Kolumba © VG Bild-Kunst, Bonn