ausstellung

Cornelius Völker: Guter Stoff

Bis 30. März 2025 ● Bielefeld ● Kunstforum Hermann Stenner 

Körper in Feinripp, Menschen, die sich aus Pullovern kämpfen, auf dem Boden nachlässig verstreute Kleidung: Im Werk des Malers Cornelius Völker spielen Textilien eine bedeutende Rolle. So malt er Geschirrtücher am Küchenhaken hängend wie abstrakte Farbfeldmalereien im Raum. Seine Flaschenstillleben und Bilder von Cocktails zeigen hochprozentigen »guten Stoff«. Hinzu kommt eine Serie mit Drogen wie Cannabis, Angel Dust oder Blue Punisher, die häufig auch als »Stoff« bezeichnet werden. Und es gibt den »Lesestoff«, das kulturell durchaus positiver konnotierte Suchtmittel, das Völker mit seinen Bildern von Bücherstapeln repräsentiert.

»Stoff« ist jedoch nicht nur direkt bzw. metaphorisch ein Hauptmotiv seiner Werke, vielmehr bestimmt die Stofflichkeit Völkers Malprozess grundlegend. Pastose Farbschichten und transparent wirkende Bildpartien wechseln sich auf dem Stoffgrund seiner Malerei, der Leinwand, ab. Was aus der Ferne als Tweedrock eindeutig fixierbar erscheint, wird in der Nahsicht zur informellgestischen Malerei. Seine Bildserie »Müll« mit zermatschtem Obst und verschimmelten Essensresten spielt mit der Vergänglichkeit und Auflösung der Formen. In der motivischen Tradition der Vanitasdarstellung ist sie zugleich auch Reminiszenz an die informelle Malerei und die »Drippings« des Action Painting. Die Serien »Schokolade« wie auch die »Buchkanten« dagegen lassen die Hard Edge-Malerei der frühen 1960er Jahre aufscheinen. Cornelius Völkers Malerei zeigt höchste Bewusstheit für die kunsthistorische Tradition als Entstehung von Malerei aus der Malerei. 

Dabei entwickelte der Künstler seine Bildsprache in einer Zeit, die vom Diskurs über das »Ende der Malerei« geprägt war. Er stellte sich bewusst quer zu den damals diskursbeherrschenden Positionen konzeptueller und mediengeprägter Kunst. In einem skeptischen Umfeld entwickelte er seine Malerei von Alltagsgegenständen, die zunächst als wenig »bildwürdig« erscheinen.

Für Cornelius Völker werden scheinbar achtlos hinweggeworfene Kleidungsstücke, eingelegte Gurken, leeres Bonbonpapier, Pakete zweifelhaften Inhalts und blutige Tampons zur malerischen Herausforderung. Sie erscheinen so realistisch wie abstrakt, manchmal abstoßend und verführerisch zugleich.

kunstforum-hermann-stenner.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Bonbons, 2024, Öl auf Leinwand, 200 x 230 cm, © Cornelius Völker und VG Bild-Kunst Bonn 2024.

2. Tuch, 2024, Öl auf Leinwand, 130 x 120 cm, © Cornelius Völker und VG Bild-Kunst, Bonn 2024.

3. Cannabis, 2024, Öl auf Leinwand, 40 x 60 cm, © Cornelius Völker und VG Bild-Kunst Bonn 2024.

4. Etude des fesses, 2019, Öl auf Leinwand, 130 x 200 cm, © Cornelius Völker und VG Bild-Kunst Bonn 2024.

5. Cocktail, 2009, Öl auf Leinwand, je 50 x 35 cm, © Cornelius Völker und VG Bild-Kunst Bonn 2024.