festival
Doppelbildnisse
Bis 22. Juni 2025 ● Essen ● verschiedene Orte Essen
Sechs Essener Kulturinstitutionen schließen sich auf kreative Weise zusammen und widmen sich einer der faszinierendsten und zugleich umstrittensten Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts: Mit dem Festival DOPPELBILDNISSE. Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne beleuchten das Aalto Musiktheater, die Alte Synagoge, die Essener Philharmoniker, die Folkwang Universität der Künste, das Museum Folkwang und die Philharmonie Essen vom 20. März bis 22. Juni 2025 das Leben und Wirken der Künstlerin Alma Mahler-Werfel. Durch die geplanten Ausstellungen, Konzerte, Gespräche, Vortragsreihen und Aufführungen verbinden sich Perspektiven aus Kunst, Musik, (Theater-) Praxis und Wissenschaft miteinander und bieten die Möglichkeit, das Gesehene und Gehörte zu diskutieren.
Alma Mahler-Werfel ist nicht zuletzt durch ihre Ehen und Affären mit Gustav Mahler, Oskar Kokoschka, Walter Gropius und Franz Werfel ein Begriff. Ihre künstlerische Tätigkeit sowie ihre Person bilden die Grundlage für dieses interdisziplinäre Projekt, das sowohl Alma Mahlers Biografie als auch ihr – im Schatten der berühmten Ehemänner stehendes – Schaffen neu beleuchten wird.
In der Ausstellung Frau in Blau – Oskar Kokoschka und Alma Mahler präsentiert das Museum Folkwang erstmals seit über 30 Jahren die von Alma Mahler inspirierten Werke Oskar Kokoschkas. Der bedeutende Werkzyklus ist Zeitzeugnis und expressionistisches Hauptwerk zugleich. Die annähernd 30 Arbeiten offenbaren die Dramatik ihrer Liebesbeziehung und markieren wichtige Wendepunkte in Kokoschkas Malweise. Die Eröffnung der Ausstellung am 19. März markiert den Auftakt von DOPPELBILDNISSE.
Die Philharmonie Essen und die Essener Philharmoniker nähern sich Alma Mahler-Werfel mit unterschiedlichen Konzertformaten und greifen dabei auch deren kompositorisches Wirken auf. So widmen sich die Essener Philharmoniker in ihrem Sinfoniekonzert VIII den Fünf Liedern. Alma Mahlers kammermusikalische Werke kommen darüber hinaus in einem Gesprächskonzert unter dem Titel Wiener Salon zur Aufführung. Die Konzerte sind gleichzeitig Teil des Komponistinnenfestivals her:voice, mit dem das Aalto Musiktheater in einem Symposion Alma Mahler-Werfel als Komponistin und das Komponistinnen-Biotop Wien zu ihrer Zeit in den Blick nimmt.
Die Folkwang Universität der Künste entwickelt für das Festival künstlerische Beiträge, die weitere Aspekte der Welt um Alma Mahler-Werfel – wie etwa die Zeit der Flucht und des Exils – vielschichtig beleuchten. Projekte aus verschiedenen Folkwang-Disziplinen ermöglichen dem Publikum und allen Beteiligten eindrückliche Erfahrungen und interdisziplinäre Begegnungen, die zu Austausch und Reflexion anregen. Dazu gehören neben dem Eröffnungsbeitrag des Studiengangs Physical Theatre ein Liederabend des Studiengangs Gesang | Musiktheater, ein Bewegungsprojekt des Studiengangs Schauspiel, eine musikalische Performance des Studiengangs Musical, ein Walking Act des Studiengangs Regie, eine Ausstellung des Fachbereichs Gestaltung und eine Inszenierung des Studiengangs Tanz.
Alma Mahler-Werfels antisemitische Äußerungen diskutiert und kontextualisiert die Alte Synagoge: Im Symposion Meine Seele ist voller Harm gegen sie … es geht unter anderem um die Frage, was ihren Antisemitismus (in)formierte. Eine unterhaltsame Begegnung mit Berta Zuckerkandl, Journalistin und Mitbegründerin der Salzburger Festspiele, bietet am 10. Mai dann der Abend Wien, 1901. Ein Zuckerkandl-Salon. Während solch einer Abendgesellschaft lernte Alma Schindler seinerzeit ihren späteren Ehemann Gustav Mahler kennen.
Zum Abschluss des Festivals präsentieren sich die beteiligten Institutionen am 21. Juni gemeinsam mit einer ortsübergreifenden Bewegten Finissage. Den Auftakt macht die Folkwang Universität der Künste, die mit ausgewählten Momenten aus ihren Produktionen erneut eindringliche Schlaglichter auf Leben und Wirken von Alma Mahler-Werfel wirft. Die performenden Studierenden bewegen sich dabei zusammen mit dem Publikum vom Museum Folkwang in die Philharmonie Essen, wo die verschiedenen Sparten und künstlerischen Verortungen miteinander verbunden werden und im Themenabend Wien um 1900 gipfeln. Am internationalen Tag der Musik endet der Abend mit einem Konzert der Essener Philharmoniker, die unter anderem Werke von Gustav Mahler, Franz Lehár und Richard Strauss spielen. Zudem bieten das Aalto Ballett Essen und das Schauspiel Essen einen weiteren künstlerischen Beitrag unter der Regie von Marijke Malitius.
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Exhibition View Baltiques, Kunsthalle Bern, 2012 with Denis Savary, Alma I, II, III, 2007 © Denis Savary © Gunnar Meier
2. Oskar Kokoschka "Frau in Blau" 1919, Öl auf Leinwand, 78 x 103 cm, Staatsgalerie Stuttgart © Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
3. Oskar Kokoschka "Doppelbildnis Oskar Kokoschka und Alma Mahler" 1912, Öl auf Leinwand, 100 x 90 cm, Museum Folkwang, Essen © Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2025
4. Fotograf:in unbekannt, Die Puppenmacherin Hermine Moos vor der Puppe, in der elterlichen Wohnung in München, 1919, Fotografie s/w © Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
5. Historisches Porträt Alma Mahler, 1909, Foto: Madame d’Ora © Österreichische Nationalbibliothek