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Nippon Performance Nights 2024

21. bis 24. November 2024 ● Düsseldorf ● FFT Düsseldorf

Die Nippon Performance Nights feiert ihr 10-jähriges Jubiläum! Seit 2013 bietet sie eine Plattform für japanische Künstler:innen. Die ausgewählten, zeitgenössischen Produktionen treffen auf Düsseldorfs lebendige deutsch-japanische Beziehungen und richten sich sowohl an deutschsprachiges als auch japanischsprachiges Publikum. Die Jubiläumsausgabe lädt mit einem dichten, viertägigen Programm dazu ein, ein Gespür für das gegenwärtige Japan zu entwickeln. Neben Publikumsgesprächen zu allen Vorstellungen, findet auch ein Austausch über die Zukunft der Nippon Performance Nights statt. Die gastfreundliche Atmosphäre wird kulinarisch an allen vier Tagen durch das Künstler:innen-Koch-Kollektiv „cook mal“ unterstützt.

„Milliarden Jahre Widerhall“ ist eine performative Ausstellung, in der die elementare und ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Umwelt reflektiert wird – bis hin zu ihrer Entfremdung. Naoko Tanakas Arbeit beginnt mit ihren Reisen in die kontaminierte Sperrzone von Fukushima – ein Ort, an dem radioaktive Strahlung unsichtbare Prozesse in einer ungeheuren Dimension in Gang setzt. Jeweils für sich stehende, performative, filmische, zeichnerische und installative Arbeiten kreieren zusammen einen Resonanzraum, in dem der Widerhall der menschlichen Einflüsse auf die Erde eine sinnliche Präsenz bekommt.
Die minimalen Kompositionen in der Performance zu Milliarden Jahre Widerhall schärfen die Wahrnehmung und nehmen das Publikum mit auf eine sinnliche Expedition: Eine schwebende Folie erzeugt den Eindruck von leise fließenden Strömungen und Meereswellen und zieht den Blick in das Vergangene und Tiefuntergrabene. In einem Stop-Motion-Film verwandeln sich reale Begegnungen in Fukushima zwischen Menschen, Tieren und anderen Elementen der Natur in magische Erzählungen. So stehen die Vorstellungen von Schöpfung, Naturgewalten und Menschenbildern in radikalem Kontrast zu gängigen Erzählweisen.

Osaka, 1880: Der 17-jährige Prinz Heinrich von Preußen vergnügt sich bei der verbotenen Entenjagd am Buddha-Teich. Ein Wachmann entdeckt und verwarnt ihn, aber Heinrich versteht kein Wort. Es kommt zu einem Handgemenge und letztendlich zu ernsten diplomatischen Verwicklungen. Dieser Vorfall war der Ausgangspunkt des Stücks „釈迦ヶ池(Shakagaike) – Der Buddha-Teich” von Jun Tsutsui, das im FFT koproduziert und uraufgeführt wurde. Das gegenseitige Nicht- und Falschverstehen und unterschiedliche Umgänge mit der kulturellen Praxis der Entschuldigung standen im Zentrum. 

Das neue Stück „Der Buddha-Teich – erneuter Besuch” ist eine Aktualisierung dieser Arbeit von 2019. Ausgangspunkt sind nun die irritierend unterschiedlichen Beschreibungen des historischen Vorgangs in zwei Büchern: „Prinz Heinrichs Weltumsegelung”, auf Deutsch erschienen 1880, und „Die Enten und der alte Herr Harakiri”, auf Japanisch erschienen 1977.
„Der Buddha-Teich – erneuter Besuch” ist wahrhaftig eine Komödie: Ein Autor und Regisseur aus Osaka, der kein Deutsch spricht und ein Schauspieler aus Odessa, der kein Japanisch spricht. Sie jonglieren mit ihren Sprachen, Übersetzungen und den Übertiteln. Sie verlieren sich in Missverständnissen und tauchen unter in den Strudeln kultureller Differenzen, haben schließlich nur sich und ihre Körper, das Zucken der Schultern und das gemeinsame Lachen.

Mit seinem Deutschland-Debut lädt Takuya Takemoto zu einem besonderen Erlebnis ein. Die Begegnung zwischen Performer und Publikum wird dabei auf das Wesentliche reduziert: Er steht unbeweglich, lauscht auf die Geräusche und nimmt die Luft um sich herum und das Schimmern von Licht und Schatten wahr. Seine langsamen, minimalistischen Bewegungen machen unser Empfinden von Zeit und Raum konkret erlebbar.
Takuya Takemoto rekonstruiert die Beziehung zwischen Körper und Umgebung in seiner Performance, verändert die Wahrnehmung des Betrachtenden. Was bedeutet es, gemeinsam in einem Raum zu sein? Wie können wir ihn neu erleben, obwohl er sich bereits um uns befindet?
Diese Performance findet seit 2017 fast täglich an einem Ort in Tokio statt, mit oder ohne Publikum. Nach Tourneen in New York, Lancaster und Manchester bietet Nippon Performance Nights Vol. 10 nun die seltene Gelegenheit, Takuya Takemotos einzigartige Arbeit mit dem ganzen Körper zu erleben.

fft-duesseldorf.de

 

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. „Milliarden Jahre Widerhall“ Naoko Tanaka © Foto: Henryk Weiffenbach

2. „釈迦ヶ池再訪 / Der Buddha-Teich – erneuter Besuch” Jun Tsutsui © Foto: Susanne Diesner

3. „See a Porous Stone” Takuya Takemoto © Foto: Sayuri Murooka