ausstellungen
Tanzwelten
Bis 16. März 2025 ● Bonn ● Bundeskunsthalle
Eine These zur Entstehung des Tanzes lautet, dass er zunächst ein Mittel der Kommunikation war. Ob nun aus Bewegungen bei der Arbeit oder als Reaktion auf Naturphänomene entwickelt, beschreibt der Tanz seit jeher menschliche Interaktionen.
Schon in den frühesten Kulturen war der Tanz ein wichtiger Bestandteil von Ritualen, Zeremonien, Festen und Unterhaltung. Möglicherweise spielte er auch eine zentrale Rolle bei der Überlieferung von Geschichten, bevor sie schriftlich festgehalten wurden. Erstmals in prähistorischen Felsenmalereien nachweisbar, kam dem Tanz vor allem in den antiken Kulturen Indiens, Chinas, Ägyptens und Griechenlands eine besondere Bedeutung zu. In Afrika ist der Tanz tief in der Gesellschaft verankert und begleitet wichtige Ereignisse wie Geburten oder Bestattungen. Auch in Lateinamerika ist er Teil der kollektiven Identität der verschiedenen ethnischen Gruppen.
Die Ausstellung präsentiert den Tanz als globale Darstellungs- und Ausdrucksform. Sie erzählt nicht die Geschichte des Tanzes, sondern zeigt multiperspektivische Verflechtungsgeschichten. Sie folgt keiner chronologischen Linie, sondern beleuchtet unter thematischen Aspekten den Tanz als wesentlichen Bestandteil unseres Daseins. Dies bedeutet ein Zeit und Raum übergreifendes Konzept und die Einbeziehung vieler Tanzformen.
Viele Tanzformen können auf historische, volkstümliche, zeremonielle oder ethnische Tänze zurückgeführt werden. In den zeitgenössischen Tanz fließen immer wieder Elemente von tradierten Tanzformen ein, es finden Auseinandersetzungen mit verschiedenen Tanzkulturen und deren Überlieferung, aber auch Aneignungen statt.
Ausgehend von einem zentral platzierten Kapitel über den Tanz und die Gemeinschaft, wird der Tanz in seinen verschiedenen Funktionen weltweit vorgestellt. Sechs thematisch aufgebaute Kapitel beleuchten die rituellen, spirituellen, politischen, identitätsstiftenden und unterhaltenden Funktionen des Tanzes und lassen dabei die Grenzen zwischen Alltags- und Hochkultur verschwinden. So erzählt das Kapitel Tanz als Geschichtenerzähler sowohl vom europäischen Handlungsballett als auch von den griotischen Tänzen in Afrika und den Tanzdramen Asiens. Tanzrituale werden mit Trancetänzen der indigenen Bevölkerung Nordamerikas und Asiens beleuchtet, aber auch mit den verschiedenen Interpretationen des berühmten Balletts Le Sacre du printemps. Tango und Flamenco sind nur zwei Beispiele für Tänze, die eine identitätsstiftenden Rolle besitzen.
Da Tanz selten für sich allein steht, werden in der Ausstellung auch seine vielfältigen Verbindungen zu anderen Kunstformen betrachtet. Dabei reichen die Exponate von Tanzdarstellungen in frühen Kulturen bis zur neuzeitlichen bildenden Kunst und Beispielen des zeitgenössischen Tanzes. Darüber hinaus wird die Ausstellung zur Tanzplattform: Videos und Projektionen, vor allem aber die live stattfindenden Interventionen und Performances vermitteln den Tanz. Im eigens dafür eingerichteten Tanzsaal in der Ostgalerie proben und tanzen professionelle Tänzer:innen. Dem Publikum werden Einblicke in choreografische Prozesse sowie Tanzworkshops und Tutorials, aber auch Tango- oder Lindy Hop-Abende zum Mitmachen angeboten.
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Pina Bausch's Spring Opera in Sadlers Wells, London, Photo Robbie Jack © Corbis via Getty Images
2. Costume de Plaisir, 18. Jh. © Derra de Moroda Dance Archives
3. Zwei Tänzerinnen in Ubud auf Bali führen den Legong-Tanz auf © Getty Images
4. Christoph Weigel, Der Tanzmeister, 1698 © John Neumeier Stiftung