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Yoko Ono – Music of the Mind

Bis 16. März 2025 ● Düsseldorf ● Kunstsammlung NRW – K20 

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert in Kooperation mit der Tate Modern das Werk der Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono in einer umfassenden Einzelausstellung. Ono ist eine Pionierin der frühen konzeptuellen und partizipativen Kunst, des Films und der Performance, eine gefeierte Musikerin und engagiert sich auf beeindruckende Weise für den Weltfrieden. YOKO ONO. MUSIC OF THE MIND umspannt sieben Jahrzehnte der multidisziplinären Praxis der Künstlerin von Mitte der 1950er Jahre bis heute und zeichnet die Entwicklung ihres innovativen Werks und dessen nachhaltigen Einfluss auf die zeitgenössische Kultur nach. Die Ausstellung zeigt Anleitungen und Partituren, Installationen, Filme, Musik und Fotografien, und beleuchtet Onos radikalen Ansatz in Bezug auf Sprache, Kunst und Partizipation, der bis in die Gegenwart hineinwirkt. Onos Praxis nimmt eine Pionierstellung innerhalb der Konzeptkunst und des Fluxus ein.

Im Zentrum von Onos Kunst stehen Ideen, die sie oft auf poetische, humorvolle und tiefgründige Weise zum Ausdruck bringt. Sie entwickelt „Instruktionen“ – schriftliche Anleitungen, welche die Leser:innen auffordern, sich ein Werk vorzustellen, es zu erfahren oder zu vollenden. Einige dieser Instruktionen bestehen aus einem einzigen Wort wie FLY oder TOUCH. Andere reichen von kurzen Sätzen wie Listen to a Heartbeat oder Step in all the puddles in the city bis hin zu Aufgaben, die die Vorstellungskraft anregen wie Painting to Be Constructed in Your Head. Jedes Wort, jeder Satz soll den Geist der Leser:innen stimulieren und weiten. 

Bislang unveröffentlichte Fotografien zeigen Onos erste Instruction Paintings in ihrem Loft-Studio, wo sie zusammen mit dem Komponisten La Monte Young experimentelle Konzerte und Events organisierte, sowie in ihrer ersten Einzelausstellung in der AG Gallery. Die maschinengeschriebenen Vorlagen zu Onos bahnbrechendem, im Selbstverlag erschienenen Künstlerinnenbuch Grapefruit, in dem sie ihre zwischen 1953 und 1964 verfassten Anleitungen bündelte, werden in ihrer Gesamtheit ausgestellt. Die Besucher:innen sind zudem eingeladen, Onos Instruktionen zu aktivieren: Sie können bei Painting to Shake Hands fremden Menschen die Hand schütteln, sich bei der interaktiven Arbeit Bag Piece in einem Sack verstecken – oder in Shadow Piece ihre Schatten zusammenführen.

Die Kunstsammlung NRW zeigt Schlüsselwerke, wie Apple und Half-A-Room, eine eindrückliche Installation aus halbierten Haushaltsgegenständen. Onos vorübergehend zensierter FILM NO. 4 („BOTTOMS“), den sie als „Petition für den Frieden“ konzipierte, wird zusammen mit Material zu ihrem einflussreichen Vortrag auf dem „Destruction in Art Symposium“ zu sehen sein. Dort beschrieb sie die grundlegenden Aspekte ihrer partizipatorischen Kunst: das Eventbasierte, Alltägliche, Persönliche, Bruchstückhafte. Sie versteht ihre Kunst als einen Katalysator für kreative Transformation, angesiedelt im Reich der Vorstellungskraft. Die Besucher:innen können mit dem White Chess Set spielen – einem Schachspiel mit ausschließlich weißen Figuren und weißen Feldern, mit der Anleitung: „Spiel solange du dich daran erinnern kannst, wo alle deine Figuren sind“. Dieses Werk veranschaulicht Onos Antikriegshaltung.

Untersucht werden zentrale Themen, die in Onos Werk über Jahrzehnte und künstlerische Medien hinweg wiederkehren. Dazu gehört der ‚Himmel‘, der immer wieder als Metapher für Frieden, Freiheit und Grenzenlosigkeit auftaucht. Als Kind, das während des Zweiten Weltkriegs aus Tokio fliehen musste, fand Ono Trost und Zuflucht in der ständigen Präsenz des Himmels. Er taucht in der Anleitung Painting to See the Skies und in der Installation SKY TV auf, die eine Live-Videoübertragung des Himmels über dem K20 zeigt. Das Engagement der Künstlerin für den Feminismus wird durch die Dokumentation der Performance Cut Piece sowie durch wichtige Filme veranschaulicht, wie FLY, in dem sich eine Fliege, begleitet von Onos Gesang, über den Körper einer nackten Frau bewegt, und Freedom, in dem Ono vergeblich versucht, sich aus ihrem BH zu befreien. In dem Teil der Ausstellung, der ihrer Musik gewidmet ist, ermutigen feministische Hymnen wie Sisters O Sisters, Woman Power und Rising Frauen, eine neue Welt aufzubauen, „mutig“ und „wütend“ zu sein, und verstärken damit die Botschaft von Onos Werken, die Gewalt gegen Frauen anprangern.

Auch Onos aktuelles Projekt Add Colour (Refugee Boat) wird gezeigt. Es wurde 2016 zum ersten Mal aktiviert und lädt die Besucher:innen dazu ein, die Galeriewände und ein weißes Boot mit blauer Farbe zu bemalen und über drängende Themen wie Krisen und Vertreibung nachzudenken.

Der Titel der Ausstellung geht auf den Wunsch der Künstlerin zurück, die Vorstellungskraft anzuregen. Ono bemerkt: „Der einzige Klang, der für mich existiert, ist der Klang des Geistes. Meine Arbeiten sind nur dazu da, den Menschen eine Musik des Geistes einzugeben. […] In der Geisteswelt breiten sich die Dinge aus und reichen über die Zeit hinaus.“ Dieser expansiven Logik folgt auch die Ausstellung selbst. Im Rahmen der Ausstellung werden Werke von Ono im gesamten K20 präsentiert. Die Besucher:innen sind eingeladen, ihre Friedenswünsche auf einem Wish Tree nahe des Ausstellungseingangs zu hinterlassen. 

kunstsammlung.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. YOKO ONO. MUSIC OF THE MIND. Installationsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024 © Foto: Andreas Endermann

2. Yoko Ono, Shadow Piece, 1963, erstmals realisiert 1966, erneut realisiert für Yoko Ono. Music of the Mind, Tate Modern, London, 2024, Scheinwerfer, Leinwand, Stifte, Instruktion der Künstlerin, Maße variabel, Foto: © Tate (Lucy Green) / Kunstwerk: © Yoko Ono

3. & 4. YOKO ONO. MUSIC OF THE MIND. Installationsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024 © Foto: Achim Kukulies

5. YOKO ONO. MUSIC OF THE MIND. Ausstellungsansicht, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 2024 © Foto: Bozica Babic